Vom Auf und Ab

ursprünglich

waren die einfarbig roten, mittelgroßen Rinder für Familien eine wichtige Lebensgrundlage.

Es waren typische Dreinutzungsrinder Milch/Fleisch/Leistung.

Sie wurden gemolken und gaben genügend Milch für die Ernährung der damals noch recht großen Familien mit vielen Kindern. 

In manchen Gemeinden gab es auch noch einen Kuhhirten, der morgens alle Kühe eines Dorfes einsammelte und mit ihnen auf die Weiden zog und sie abends wieder nachhause brachte.

So konnten sich auch Familien mit einem Stall aber ohne Land eine Kuh leisten. Ein Garten war jedoch fast immer vorhanden und den dafür notwendigen Dünger lieferte kostenfrei auch das Rind.

In der Feldarbeit oder im Wald brauchte man die Tiere zum Ziehen von Wagen und allerelei Gerätschaften wie Pflug und Rückezeug.

Wenn dann die Zeit gekommen war, hatte man auch noch Fleisch für die Ernährung.

 

 

 

 

Lebensfreude !!!

der  Untergang

als sich die Landwirtschaft immer mehr spezialisierte, waren diese Tiere nicht mehr konkurrenzfähig.

Ab  ca.1930 setzte die Verdrängung der robusten und vielseitig nutzbaren Rinderrasse ein. Es gab nun eigens Milchkühe mit wesentlich höherer Milchleistung und spezielle Fleischrinder mit  besserem Ertrag.

Die Leistung in der Landwirtschaft und im Wald wurde durch Traktoren und Maschinen erbracht.

1964 wurde der letzte reinrassige Höhenviehbulle eingesetzt.

 

Hier handelte es sich um den berühmten Uwe  der auch noch in fast jedem Stammbaum vorkommt. Uwe entstammt dem Vogelsberger Rotvieh und wurde am 07.Juni 1963 geboren und wurde in der damaligen  Besamungsstation in der Eichgärtenallee in Gießen eingesetzt. Er war es der die Rettung des Höhenviehs einleitete. Ca 60 Portionen seines Spermas lagerten bei -190 Grad unter der Registriernummer  R12 in Gießen bis sie 1982 wiederentdeckt wurden. 

 

5 vor 12 Uhr

1984 war das Rote Höhenvieh kurz vor dem Aussterben. Es gab in verschiedenen Bundesländern sowie in Polen und Tschechien noch einzelne Exemplare von roten, robusten, alten Rinderrassen.

Man sammelte die Daten und fasste dies Tiere und ihre Nachkommen unter dem Namen Rotes Höhenvieh zusammen.

Die ursprünglichen Schläge waren bereits seit 1942 im "Verband deutscher Rotviehzüchter"

zusammengeschlossen. Hier gab es z.B. das Harzer Rotvieh, das Odenwälder Rotvieh, das Vogelsberger Rind und das Vogelsberger Rotvieh, das Vogtländer Rotvieh, Das Waldecker Rind, das Wittgensteiner Rotvieh und das Westerwälder Rotvieh.

 

Eine moderne Studie des Bundesagrarministeriums über die Molekulargenetische Differenzierung verschiedener Rotviehpopulationen kam durch Untersuchung der letzten Rotviehbestände zu dem Ergebnis, dass alle dieselbe genetische Herkunft haben. Sehr wahrscheilich ist das Keltenrind aus vorrömischer Zeit der gemeinsame Vorfahr.

 

1985 wurde der "Verein zur Erhaltung und Förderung des Roten Höhenviehs e.V. gegründet.

Dessen Ziel ist es die Rasse Rotes Höhenvieh zu erhalten.

 

Mit den Spermareserven von Uwe R12 konnte ein Neuanfang gestartet werden. Heute gibt es ein modernes Computerprogramm, mit dem die Inzuchtquote einer geplanten Verpaarung berechnet werden kann und so wieder typische, gesunde und robuste Rinder gezüchtet werden können

Da viele moderene Rinderrassen mittlerweile, durch die intensive Ausrichtung auf Leistung auch, Schwächen entwickelt haben, ist es besonders wichtig die in der alten Landrasse noch sehr gut erhaltenen Eigenschaften  z.B. hohe Fruchtbarkeit, leichte Geburten,  gute Konstitution und Langlebigkeit zu sichern.

 

Zukunft

Im Moment sieht man die Zukunft des Roten Höhenviehs wieder etwas optimistischer.

Das Interesse der Züchter nimmt zu und auch die Zahl der Tiere steigt stetig an. Insbesondere in der Mutterkuhhaltung wird das Rote Höhenvieh immer beliebter. Da es immer in der Nähe des Menschen war sind die Tiere besonders umgänglich und zutraulich, was sich besonders bei dieser Haltungsform bemerkbar macht.

 

Uwes  erste Söhne Ulan, Ulk, Umberto und Urban´und die Folgegeneration haben weiter für Nachwuchs gesorgt.

Mittlerweile (2017) gibt es wieder ca. 2000 Herdbuchtiere.

Genreserve:

Viele moderene Rinderrassen haben mittlerweile durch die einseitige und intensive Ausrichtung auf Leistung, auch Schwächen entwickelt. Daher ist es besonders wichtig, die in der alten Landrasse noch sehr gut erhaltenen Eigenschaften  wie z.B. hohe Fruchtbarkeit, leichte Geburten, gute Konstitution, umgänglichkeit und Langlebigkeit zu sichern.

Man sieht das Roten Höhenvieh somit auch als wichtige Genreserve für die Zukunft. Auch die Universität Gießen forscht weiter und hält selbst eine kleine Herde des Roten Höhenviehs.

Sollte das Rote Höhenvieh aussterben, wäre dieser Verlust nie wieder gut zu machen.